„Weil ich ein Mädchen bin“ – das ist nicht nur ein bekannter Satz, sondern auch ein deutscher Song. Obwohl die Sängerin frech über die schönen Dinge singt, die man sich als Frau nehmen kann, beinhaltet dieser Satz für mich viel mehr als nur die schöne Seite. Ich kenne ihn noch von früher als Begründung, warum man als Frau etwas nicht tun kann. Bis heute ist die Diskriminierung aus dem Grund „weil sie ein Mädchen sind“ für viele Frauen auf der ganzen Welt weiterhin Realität. Unzählige Mädchen können allein nur wegen ihrer Periode nicht zur Schule gehen oder brechen sie sogar oftmals ganz ab – aus Scham, aus Unwissen, aus fehlendem Geld um sich Hygieneartikel leisten zu können. Die verbundene Scham, welche mit einer naturgegebenen schönen Sache wie der Periode einhergeht ist allgegenwärtig zu spüren. Dies sieht man nicht zuletzt daran, wie selbstverständlich in Werbungen statt rotem Blut, blaues gezeigt wird. Das dies ein Gefühl von „meine Periode ist Tabu“ generiert, sollte heutzutage schon längst in Frage gestellt worden sein. Doch das ist nur die Spitze vom Eisberg – die Periode ist nur eines von vielen tabuisierten Themen. Mit unserem Spot möchten wir nach einem Schritt in die richtige und längst überfällige Richtung verlangen. Frauen sollten ihren Körper nicht mehr tabuisiert oder sich zurückgehalten fühlen, „weil sie eine Frau sind“, sondern gerade deswegen darin bestärkt werden, sich das nehmen zu können was sie wollen. Es ist wichtig, jungen Mädchen Mut zuzusprechen und ihnen zu zeigen, dass sie stolz sein können auf ihren Körper und auf sich selbst. Heute nutze ich den Satz „weil ich als Mädchen bin“ nur noch als Grund, erst recht an mich zu glauben. Wir sind Frauen, stolz, stark und verdammt nochmal rot blutend. Hanna Frieda Lange, Regisseurin und Autorin:
In Periodenwerbungen werden seit Jahrzehnten realitätsferne Frauenbilder etabliert. Frauen, die vor Glück strahlen und meist ohne Grund tanzen. Außerdem sieht jedes Testimonial fast gleich aus: Junge, weiße Frauen, die „in der Regel“ auch weiß gekleidet sind. In beinahe jedem Packshot wird die Saugfähigkeit der Periodenprodukte mit einer hellblauen Flüssigkeit demonstriert, die das Menstruationsblut darstellen soll.
Blaues Periodenblut? Ich finde es nicht gesund, Frauen und vor allem jungen Mädchen solche Bilder vorzulegen. Wer menstruiert, ist fruchtbar! Ich finde das etwas sehr Wertvolles und möchte deshalb etwas in diesem Bereich der Werbung ändern oder zumindest darauf aufmerksam machen, wie absurd das ist.
In diesem Sinne ist es ein ernstes Thema, was ich versucht habe mit etwas Ironie anzugehen. Dass das blaue Blut nicht von Adeligen Damen stammt mag wohl klar sein und gleichzeitig verdeutlichen, wie seltsam die Verwendung der blauen Farbe ist.
Also, beste Grüße, Hanna Anja Harig, Produzentin:
„Der Grund, weshalb das Thema Periode enttabuisiert und aktiv drauf aufmerksam gemacht werden muss, liegt auf der Hand. Es kann nicht sein, dass sich menstruierende Personen für etwas schämen müssen, für dass sie nichts können, was ihnen Naturgegeben ist. Vielmehr sollte es uns nicht unangenehm sein, sondern im Gegenteil – lasst uns stolz drauf sein! Stolz, dass unser Körper die Möglichkeit hat fruchtbar zu sein. In uns kann sich ein kleiner Mensch entwickeln, das ist ein Wunder! Das sollte der gesamten Gesellschaft bewusst sein, gerade den nichtbetroffenen Geschlechtern. Dass immer noch Meinungen akzeptiert werden, die dazu aufrufen, dass Menstruation ein Frauenproblem und doch bitte diskret zu behandeln sei, ist spätestens zu unserer jetzigen Zeit respektlos und veraltet. Leider sind Produktwerbungen, die mit realitätsfernen Darstellungen von Blut den Aufruf zur Diskretion nur unterstützen, vollkommen kontraproduktiv. Wir leben in einem Jahrzehnt des Umbruchs, in dem jedes Individuum für sein Recht kämpfen darf und sollte und das möchten wir auch. Es ist Zeit – Zeit für eine neue Periode.“Ein Projekt, welches im Rahmen der Werbung2 im Februar 2021 an der Filmakademie Baden-Württemberg entstanden ist.